
„Du musst jetzt aber auf dich aufpassen!“
Warum gut gemeinte Worte oft mehr Druck machen als helfen
Ich möchte heute über ein kleines Wort sprechen, das viel größer wirkt, als wir manchmal denken:
Müssen.
Letztes Jahr war ich selbst in einer Phase,
in der ich nicht so funktioniert habe, wie ich es sonst von mir kenne.
Weniger Energie, weniger Schaffenskraft, weniger funktionieren.
Mehr Stille. Mehr Rückzug. Mehr bei mir.
In dieser Zeit habe ich oft Sätze gehört wie:
„Du musst jetzt aber auf dich aufpassen.“
„Du musst dich mehr schonen.“
„Du musst auch mal an dich denken.“
Gut gemeint.
Aber in mir hat es eher das Gegenteil ausgelöst.
Ich habe mich bewertet gefühlt.
Noch mehr unter Druck gesetzt.
Als ob ich eine Aufgabe falsch mache.
Als ob ich mich selbst falsch mache.
Müssen ist übergriffig.
Es nimmt dem anderen den Raum,
seinen eigenen Weg zu finden.
Es tut so, als wüsste man besser,
was für den anderen jetzt gerade dran ist.
Doch:
Heilung ist kein To-do.
Auf sich achten ist kein Pflichteintrag im Kalender.
Worte wie „Du musst“ machen eng.
Sie verbinden nicht – sie belehren.
Und das gilt nicht nur für andere.
Auch für uns selbst.
Wie oft reden wir so mit uns selbst?
„Ich muss jetzt aber endlich…“
„Ich muss mich zusammenreißen.“
„Ich muss das noch hinkriegen.“
Auch hier: Druck.
Auch hier: keine Lösung, sondern nur mehr Last.
Was wäre, wenn wir anders sprechen?
Statt „Du musst jetzt aber auf dich aufpassen“
lieber:
„Wie fühlst du dich gerade?“
„Was brauchst du?“
„Ich sehe dich. Und ich bin da.“
Und mit uns selbst:
Statt „Ich muss funktionieren“
lieber:
„Ich darf mir Zeit nehmen.“
„Ich darf gerade langsam sein.“
„Ich bin okay, auch wenn ich nicht produktiv bin.“
Worte wirken. Immer.
Die Frage ist:
Wollen wir Druck machen – oder Verbindung schaffen?
Jedes „Du musst“ ist eine kleine Trennung.
Jedes bewusste „Ich sehe dich“ ist eine Einladung.
Achte mal darauf, wie du sprichst.
Mit anderen. Mit dir.
Und was du wirklich sagen willst.
Denn meistens ist es etwas viel Feineres als ein „Muss“.
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